Macht Musik krank?

Veröffentlicht am 26. Februar 2023 um 21:18
schlagendes Metronom auf Tisch

Das Max Planck Institut publizierte Anfang Februar eine Studie, welche Anlass zur Annahme gibt, dass musikalisch aktive Menschen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, im Laufe ihres Lebens an einer Depression oder einer Psychose zu erkranken1).

Die erste im Jahr 2019 erstellte Studie wollte wissen, ob musikalische Aktivitäten ein Risikofaktor darstellt für psychische Erkrankungen. Etwas über 10’000 schwedische Zwillingspaare wurden untersucht. Es stellte sich heraus, dass die musikalisch aktiven Menschen (Profi- und Freizeitmusiker:innen) häufiger diagnostizierte Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Schizophrenie, bipolare Störungen und stressbedingte Erkrankungen aufwiesen als Nicht-Musiker:innen und sie zeigten deutlich höhere Werte bei selbst festgestellten psychischen Auffälligkeiten2). Die Studie konnte genetische und familiäre Faktoren mitberücksichtigen. Berechnete man diese mit ein, zeigte sich, dass nicht das Musizieren krank macht, sondern dass es vor allem die biopsychosozialen Faktoren sind, die einen wesentlichen Einfluss auf die psychische Gesundheit hatten2).

Doch damit nicht genug. Die Forscherinnen machten eine zweite Studie und untersuchten weitere knapp 6000 Menschen3). Sie befragten sie zu ihrem psychischen Gesundheitszustand, ihren kreativen, sportlichen und musikalischen Engagements und untersuchten ihre DNA (sog. molekulargenetische Untersuchungen). Da konnte nachgewiesen werden, dass Personen mit einem erhöhten genetischen Risiko für psychische Erkrankungen sich öfter aktiv und engagierter musikalisch betätigten und dort insgesamt höhere Leistungen erbrachten als Menschen ohne musikalische Aktivitäten. Es kann aber nicht gesagt werden, dass Musiker und Musikerinnen häufiger psychisch erkranken. Der genetische Zusammenhang konnte auch bei Musiker:innen ohne psychische Probleme festgestellt werden. Allerdings konnte aufgrund der genetischen Disposition festgestellt werden, ob ein Mensch, egal ob Musiker:in oder Nicht-Musiker:in, ein höheres Risiko hat, im Laufe seines Lebens an einer Depression zu erkranken.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass musikalisch aktive Menschen ein leicht erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen haben - sie sagt aber nicht, dass Musik krank macht oder dass man als Musizierende:r tatsächlich erkrankt3). Die Studienleiterinnen haben Anlass zur Annahme, dass es dieselben Faktoren sein müssen, welche die psychische Gesundheit beeinflussen und ob jemand musikaffin ist3).

Übrigens forschen die Studienleiterinnen bereits weiter. Sie untersuchen nun den Flow-Effekt beim Musik machen – ein Faktor, der sich positiv auf das seelische Wohlbefinden auswirken soll. Die Studienlage scheint positiv zu stimmen.

 

In diesem Sinne: Lasst uns weiter fröhlich musizieren :-)

 

1)Wesseldiik, L., Mosing, M. A. (2023). Ist musizieren gut für unsere Psyche? Max Planck Institut für empirical aestehtics. Retrieved 20230226 from https://www.aesthetics.mpg.de/en/research/departmentof-cognitive-neuropsychology/news/news-cnp-detail/article/are-musical-activities-good-for-our-mental-health-1.html

2)Wesseldijk, L. W., Ullén, F., & Mosing, M. A. (2019). The Effects of Playing Music on Mental Health Outcomes. Scientific Reports 9, Article e12606. DOI: 10.1038/s41598-019-49099-9 retrieved 20230226 from https://www.nature.com/articles/s41598-019-49099-9

3)Wesseldijk, L. W., Lu Y., Karlsson, R., Ullén, F., & Mosing M. A. (2023). A Comprehensive Investigation into the Genetic Relationship between Music Engagement and Mental Health. Translational Psychiatry 13, Article 15. DOI: 10.1038/s41398-023-02308-6 retrieved 20230226 from https://www.nature.com/articles/s41398-023-02308-6

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